Unsere Geschichte
Die außergewöhnliche Geschichte des Golfclubs Wilhelmshaven-Friesland e.V.
von Hans-Jürgen Heise
Der am 25. Juni 1979 gegründete Golfclub Wilhelmshaven-Friesland kann auf eine außergewöhnliche Entstehungsgeschichte zurück blicken. Sie ist ein Beispiel einer pragmatischen, zielorientierten und unbürokratischen Kooperation zwischen Industrie und städtischen Behörden einerseits und einem hohen Engagement seiner Mitglieder andererseits.
Anstoß kam aus der Industrie
Bezeichnenderweise kam der Anstoß zum Bau des Golfplatzes nicht wie allgemein üblich aus Golferkreisen, sondern aus der Industrie. Ende der 1970-er Jahre entstanden in Wilhelmshaven am Ufer der Jade mit dem Kraftwerk, der Mobil Oil Raffinerie und dem ICI Chemiewerk zeitgleich drei große Industrieanlagen, für deren Bau und Betrieb auch viele ausländische, vor allem englische Fachkräfte tätig waren. Die Bereitstellung einer sportlich adäquate Umgebung schien den verantwortlichen Managern ein Mittel zu sein, um diese Fachkräfte dauerhaft in Wilhelmshaven zu halten. Unter dieser Zielsetzung erklärten sich die drei Großunternehmen bereit, am nördlichen Stadtrand, gleich hinter dem alten Voslapper Seedeich, einen Golfplatz zu bauen. Mobil Oil stellte dafür auf ihrem Betriebsgelände eine 35 ha große Fläche zur Verfügung, das Kraftwerk übernahm den Unterbau und ICI den Oberbau. Die Bauleitung lag in Händen des städtischen Bauamtes und der damalige Oberstadtdirektor Dr. Gerhard Eickmeier höchstpersönlich saß als „Strippenzieher“ und Motor an der Schaltstelle. Außergewöhnlich für ein Vorhaben dieser Art und Größe war auch, dass es für die Durchführung weder schriftliche Verträge noch Kredite gab. Alle Arbeiten erfolgten aufgrund mündlicher Selbstverpflichtungen durch Sachleistungen und Spenden. Und so geschah es, dass im Zuge der Baumaßnahmen viele Sand- und Kieslaster und auch Bagger versehentlich nicht auf der Baustelle, sondern auf dem Golfplatz landeten. Auf diese recht unorthodoxe Weise wurde zwischen 1980 und 1983 nach Plänen des schottischen Landschaftsarchitekten Ernest Fergusson eine ehemals sumpfige Marschenwiese in eine Golfanlage mit 9 Bahnen (Par 72, Damen 5370m, Herren 6058m) umgewandelt. Eine ausgediente Baubaracke diente als Clubhaus. Es war ein Platz, der aufgrund enger, von vielen Wasserhindernissen begleiteter Spielbahnen sehr hohe Anforderungen an die Spieler stellte und nach heutigen Maßstäben dementsprechend mit einem hohen CR-Wert eingestuft worden wäre. Vor allem die kleinen Grüns, die wie umgedrehte Suppenteller am Ende der Spielbahnen lagen, brachten sowohl heimische Spieler, vor allem aber Gastspieler oft zum Verzweifeln.
53 Mitglieder – Erster Präsident Dr. Hajo Köster
Erster Präsident war Dr. Hajo Köster. Er war auch das einzige Gründungsmitglied, das bereits über eigene golferische Erfahrung verfügte. Eingeweiht wurde die Anlage am 26. August 1983 unter dem zweiten Präsidenten, dem Sparkassendirektor Rolf Breitlauch. Er stellte den Verein auf eine gesunde finanzielle Basis und sorgte zusammen mit seiner Ehefrau bundesweit für einen schnellen Mitgliederzuwachs. Nach der offiziellen Inbetriebnahme wurde die Anlage durch freiwillige Arbeitseinsätze der 53 Mitglieder vervollständigt und begrünt. Vieles war noch reine Handarbeit. Selbst die Platzpflege wurde in den Anfangsjahren noch mit landwirtschaftlichen Maschinen durchgeführt. Doch bereits nach zehn Jahre zeichnete sich mit ersten Überlegungen zum JadeWeserPort ein vorzeitiges Ende des Golfclubs ab, weil das Gelände, auf dem er sich befand, für hafenorientierte Industrie und Gewerbe vorgesehen war. Die Frage: Platzerhalt so lange wie möglich oder Neuanfang führte in den Folgejahren beinahe zur Spaltung des Clubs, die jedoch durch die auf Ausgleich bedachte Clubführung der damaligen Präsidentin, Karla Krüger, letztlich zugunsten eines Neuanfangs vermieden werden konnte.
Ein schönes Winterbild unseres jetzigen Club-hauses. Im Hintergrund links sieht man den Fedderwarder Kirchturm, rechts ist die Burg Knip-hausen. Das Bild stellt die sog. “Kolfer” dar, die hauptsächlich ihren Sport während der kleinen Eiszeit- Ende des 16. bis Ende des 17. Jahr-hunderds- in den Niederlanden ausübten. Ein Hauptvertreter dieser Bildgattung war z. B. der Maler Hendrick Averkamp.
Das Bild hat uns freundlicherweise unser Mitglied Jörg Pannenborg zur Verfügung gestellt.
Ein Platz wie eine sanft auslaufenden Meeresdünung
Ein geeignetes Gelände fand man in Mennhausen am westlichen Stadtrand von Wilhelmshaven. Auf einer mehr als 60 ha großen, bis dahin landwirtschaftlich genutzten Fläche, entstand nach Plänen des Golfplatzarchitekten Christoph Städler/Münster zwischen Februar 1999 und Juni 2000 inmitten der friesischen Marschenlandschaft ein anspruchsvoller 18-Lochplatz. Wie bei seinem Voslapper Vorgänger gehören viele Wasserhindernisse und ein fast beständiger Seewind zu den prägenden Elementen des küstennahen Platzes. Selbst die bewegte Modellierung der Spielbahnen und der Grüns ist – aus der Vogelperspektive betrachtet – einer sanft auslaufenden Meeresdünung nachempfunden. Wiederum mit sehr viel Eigenarbeit und Spenden der Mitglieder wurde das dazugehörige Bauernhaus, ein Gulfhof aus dem Jahr 1756, zum Clubhaus umgestaltet. Nach knapp 2-jähriger Bauzeit und genau 21 Jahre nach seiner Gründung konnte die neue Anlage durch die Präsidentin Krüger in festlichem Rahmen eingeweiht und in Betrieb genommen werden. Als Referenz an den Landkreis Friesland, auf dessen Gebiet sich ein großer Teil der Anlage befindet, wurde der Clubname bald darauf auf seinen jetzigen Namen Golfclub Wilhelmshaven-Friesland erweitert. Im Jahr 2004 wurde hier im Rahmen einer großen Festveranstaltung das 25. Gründungsjubiläum gefeiert. Inzwischen ist die professionell geführte Golfanlage in der Region und darüber hinaus fest verankert, nicht zuletzt auch als Austragungsort überregionaler Meisterschaften.
Bereits 1908 Gründung des ersten ‘Golf Klub Wilhelmshaven’
Was die Gründungsväter 1979 nicht wussten und was sich erst bei Recherchen für eine Clubchronik aus Anlass des 25. Gründungsjubiläums herausstellte, ist die Tatsache, dass knapp 70 Jahre vorher schon einmal ein Golfclub in Wilhelmshaven existiert hat. Gegründet wurde er 1908 von Offizieren der Kaiserlichen Marine unter dem Namen Golf Klub Wilhelmshaven. Auf dem Gelände des ehemaligen „Pulverhofs“ (Munitionsdepot) an der Freiligrathstraße entstand 1912 auf einer Fläche von knapp 9 ha eine 9-Loch Golfanlage mit dazugehörigem Clubhaus. Die Pläne dafür stammten aus der Feder des damaligen ersten Trainers Carl Bernhard Schmidt. Die Schirmherrschaft übernahm übrigens Prinz Heinrich von Preußen, ein maßgeblichen Vorkämpfer des Golfsports in Deutschland. Gebaut wurde die Anlage in Eigenregie der Kaiserlichen Marine durch das Marine Ingenieur Corps. Erster Präsident war Kapitän z. See Freiherr v. Dalwick zu Lichtenfels, damals Kommandant des Linienschiffs SMS Helgoland. Die Mitgliedschaft war begrenzt auf Offiziere und deren Angehörige sowie auf zivile Beamte der Marine. Im Januar 1914 wurde der Klub sogar als 15. Mitglied in den Deutschen Golf Verband aufgenommen. Nach Ende des 1. Weltkriegs wurde die Anlage, nun unter dem Namen Golfclub Wilhelmshaven-Rüstringen, von der Reichsmarine weitergeführt. Nach der Machtübernahme durch die Nazis verliert sich jedoch ab 1934 seine Spur. Der Platz selbst, im 2. Weltkrieg durch Bomben teilweise zerstört, wurde nach 1945 noch einige Zeit von der britischen Besatzungsmacht als Kricket Platz genutzt und danach, ab 1956, zunächst durch die Bundesmarine und später als städtische Sportanlage weiter betrieben.
Unter dem Motto: Das Erbe bewahren – Tradition pflegen“ knüpft der GC Wilhelmshaven an die golferische Tradition seines Vorgängers an, in dem er seine Anlage ab 1986 der Marine als Austragungsort der ehemaligen „Destroyer Open“ und ab 2002 für die Austragung der jährlichen „Marine Golfmeisterschaft“ zur Verfügung stellt. Das 100. Gründungsjubiläum des Marine Golf Klubs wurde 2008 im Rahmen der 7. Marine Golfmeisterschaft u.a. mit einer Festschrift gewürdigt. Ein handgemachte Schläger des ersten Golflehrers der Kaiserlichen Marine sowie das Handgerät zum Mähen der Grüns des letzten Greenkeepers der Reichsmarine werden im Clubhaus als letzten Zeugen der maritimen Vergangenheit aufbewahrt.